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Ethik – was sollen wir tun?

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Um meine Erinnerung wachzuhalten, ein paar einleitende Sätze zur Ethik. Gemeinhin unterscheidet man zwischen drei Ansätzen, die das Spektrum der Moralphilosophie nahezu vollständig abdecken. Erstens die Tugendethik, zweitens die deontologische Ethik und drittens die teleologische Ethik. Steht in der Tugendethik der Handelnde im Mittelpunkt, ist es bei der deontologischen Ethik die Handlung und bei der teleologischen Ethik die Handlungsfolge.

Tugendethik

Nach der Tugendethik, die auf Aristoteles zurückgeht und von den Kirchenvätern verfeinert, bzw. „verchristlicht“ wurde, handeln wir moralisch korrekt, wenn wir tugendhaft handeln, also gemäß den vier antiken Kardinaltugenden gerecht, besonnen, mutig und weise. Die Tugendethik ist in diesem Sinne keine funktionale Ethik, die das gesellschaftliche Leben regelt, sondern sie ist eine Individualethik, deren Aufgabe darin besteht, den Einzelnen besser, tugendhafter und somit insgesamt menschlicher zu machen. Aber selbst wenn die Tugendethik nicht die Gesellschaft als Ganzes im Auge hat, sondern den einzelnen Menschen, der um seiner selbst willen menschlich sein soll, ist es im Endeffekt doch die Gesellschaft, die von der Tugendhaftigkeit und Charakterstärke ihrer Mitglieder profitiert.

Deontologische Ethik

Nach der deontologischen Ethik, die auf Kant zurückgeht, handeln wir moralisch korrekt, wenn die Handlung selbst moralisch ist. D.h. weil wir in einer moralischen Welt leben, besteht die Lebenskunst darin, mit der Moral, die Kant als gegeben voraussetzt, übereinzustimmen. Wenn wir aber mit dem moralisch Gebotenen übereinstimmen, dann handeln wir nicht nur moralisch, sondern gleichzeitig auch frei. D.h. gemäß dem kategorischen Imperativ (Handle so, dass die Maxime deines Handelns jederzeit die Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnten) sollen wir etwas tun, z.B. dem Bettler Geld geben. Geht es nach uns, wollen wir ihm aber vielleicht gar nichts geben. Und zudem zwingt uns auch keiner, ihm etwas zu geben, d.h. eigentlich müssen wir ihm nichts geben. Aber da wir spüren, dass es moralisch geboten ist, ihm etwas zu geben, handeln wir frei, wenn wir diesem moralischen Gespür nachgeben und uns somit aus freien Stücken, ohne dass wir von außen dazu gezwungen werden, über unsere innere Triebfeder (in diesem Fall Geiz) hinwegsetzen. Wirklich frei sind wir demnach also, wenn wir etwas tun sollen, was wir weder tun wollen noch tun müssen.

Teleologische Ethik

Bei der teleologischen Ethik schließlich handeln wir moralisch korrekt, wenn die Handlungsfolge moralisch ist, insofern sie allen Beteiligten zum Guten dient. D.h. weil sie nicht nur mir selbst und auch nicht nur den Anderen zum Guten dienen soll, ist immer abzuwägen, welche Handlung sich am Günstigsten auf die Gesamtsituation auswirkt. Die bekannteste teleologische Morallehre ist sicherlich der Utilitarismus, wobei man diesen noch einmal in Handlungsutilitarismus und Regelutilitarismus aufteilt. Während man beim Handlungsutilitarismus für jede einzelne Handlung zu entscheiden hat, ob sie das für alle Beteiligten größtmögliche Glück fördert, empfiehlt der Regelutilitarismus, allgemeine Regeln aufzustellen, die man deduktiv auf die einzelnen Handlungen anwenden kann. Alltagstauglicher ist somit sicherlich der Regelutilitarismus, moralisch präziser der Handlungsutilitarismus, da Moral eben immer auch von den individuellen Bedingungen der Situation abhängt. Und hier schließt sich der Kreis zur Tugendethik, denn um in einer konkreten Situation überhaupt das moralisch Gebotene tun zu können, bedarf es einer guten moralischen Intuition, die wiederum auf (eingeübten) Individualqualitäten wie Tugendhaftigkeit und Charakterstärke beruht.

Der Beitrag Ethik – was sollen wir tun? erschien zuerst auf kreuzweltjakob.de.


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